Der Rote Faden
Liebe Geschwister,
ihr wisst ja, dass uns als Gemeinde und auch mich persönlich das Thema „Jüngerschaft“ sehr beschäftigt. Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, warum zum Beispiel die Fischer Simon und Andreas alles liegen gelassen haben und Jesus nachgefolgt sind, nur weil er zu ihnen gesagt hat: „Kommt, folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ (Markus 1)? Auch wenn es möglicherweise eine Vorgeschichte gab, was haben sie in Jesus gesehen? Was genau war es, was sie bewegt hat, ihr Leben total umzukrempeln? Was müsste ich sehen, dass ich vielleicht meine berufliche Arbeitszeit reduziere, mein Familienleben umgestalte, ein bequemes Leben aufgebe, allen Unverständnissen und Widerständen in meinem Umfeld zum Trotz?
Was bräuchte es, so dass ich mich entscheiden würde, meine Priorität ganz neu zu setzen, mich ganz neuen Lebensinhalten zu öffnen, ohne wirkliche Sicherheit und mit offenem Ausgang? Ehrlich gesagt, mich treibt diese Frage um. Dafür braucht es einen guten Grund. Die Jünger müssen etwas in der Person, Jesus Christus, gesehen, gespürt haben, was sie komplett erfasst hat, ergriffen sozusagen. Es muss für sie so bedeutend gewesen sein, dass sie nicht anders konnten, als mitzugehen. Vielleicht hat diese Begegnung eine tiefe Sehnsucht in ihnen gestillt, die sich als eine Hoffnung oder sogar Gewissheit in ihren Herzen festgesetzt hat? Ich erinnere mich an meine Bekehrung auf einer Evangelisation. Ich kann noch heute den tiefen Wunsch, der fast wie ein innerer Zwang war, fühlen, der mich damals bewog die Hand zu heben und zu sagen: „Ich will Jesus nachfolgen!“ Und ich wusste hundertprozentig, dass ich das Richtige tat, ohne wirklich alle Konsequenzen zu kennen. Und ich habe es nie bereut. Wir leben im Advent, Weihnachten steht vor der Tür und bis zum neuen Jahr 2026 ist es nicht mehr weit. Wir bereiten uns vor auf die wunderbare Menschwerdung unseres Gottes. Nur sie hat Jüngerschaft und Nachfolge überhaupt möglich gemacht, diese tiefe innige Beziehung zu Jesus Christus, als jemand, der uns vorangeht und uns neues Leben schenkt. Und das nicht nur am Anfang eines neuen Jahres. Nein, in der Nachfolge entsteht täglich neues sinnvolles Leben und mündet in ewiges Leben.
Jüngerschaft heißt, ich frage: „Was würde Jesus tun? Was wäre ihm wichtig? Wie nutze ich das, was ich habe und was ich kann, um meinen Auftrag, in dieser Welt „Menschenfischer“ zu sein, zu erfüllen. Es gibt keine Wahrheit, die mehr begeistert: „In Jesus Christus ist Gott in diese Welt gekommen!“ Durch Weihnachten ist unsere Welt „göttlich“ geworden.
Könnte es das sein, was Andreas und Simon in ihrer Begegnung mit Jesus ergriffen und begriffen haben? Und ich selber? Lasse ich mich ein auf Jüngerschaft, die neues Leben schafft, in mir und anderen?
Ich wünsche euch eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Elke Grapentin
